Lernen durch Engagement
„Lernen durch Engagement“ (LdE) oder „Service-Learning“ ist eine Lehr- und Lernform, die gesellschaftliches Engagement von Schülerinnen und Schülern mit fachlichem Lernen verbindet. Junge Menschen setzen sich für das Gemeinwohl ein und tun etwas für andere. Sie engagieren sich aber nicht unabhängig von der Schule, sondern als Teil von Unterricht und eng verbunden mit dem fachlichen Lernen. Das Engagement der Schülerinnen und Schüler wird im Unterricht geplant, reflektiert und mit Inhalten der Bildungs- und Lehrpläne verknüpft.
„Lernen durch Engagement“ (LdE) ist eine Lehr- und Lernform, die gesellschaftliches Engagement von Schülerinnen und Schülern mit fachlichem Lernen verbindet.
Schülerinnen und Schüler
- lernen, dass es sich lohnt, sich für die Gemeinschaft einzusetzen,
- trainieren soziale und demokratische Kompetenzen,
- verbinden ihre praktischen Erfahrungen mit dem Unterricht,
- übernehmen Verantwortung für Unterrichtsprozesse.
Lehrer und Lehrerinnen
- nutzen LdE zur Ausbildung prozessbezogener Kompetenzen,
- unterstützen Schülerinnen und Schüler bei der Gestaltung ihres Lernprozesses.
Schulen
- entwickeln ein Klima von Kooperation und Anerkennung,
- öffnen sich nach außen,
- verankern sich stärker im Stadtteil / in der Gemeinde.
Gesellschaft
- profitiert vom konkreten Engagement der Schülerinnen und Schüler,
- gewinnt eine engagierte Generation, die die Zukunft mitgestaltet.
Erfolgreiches LdE orientiert sich an den folgenden sechs Qualitätsstandards:
- Realer Bedarf - Das Engagement der Schüler und Schülerinnen reagiert auf einen realen Bedarf. Schüler und Schülerinnen übernehmen Aufgaben, die von allen Beteiligten als sinn- und bedeutungsvoll wahrgenommen werden.
- Curriculare Anbindung - LdE ist Teil des Unterrichts und das Engagement wird mit Bildungsplaninhalten verknüpft.
- Reflexion - Es findet eine regelmäßige und bewusst geplante Reflexion der Erfahrungen der Schüler und Schülerinnen statt.
- Engagement außerhalb der Schule - Das praktische Engagement der Schüler und Schülerinnen findet außerhalb der Schule und in Zusammenarbeit mit Engagementpartnern statt.
- Schülerpartizipation - Die Schüler und Schülerinnen sind aktiv an der Planung, Vorbereitung und Ausgestaltung des LdE-Vorhabens beteiligt.
- Anerkennung und Abschluss - Das Engagement und die Leistungen der Schüler und Schülerinnen werden durch Feedback im gesamten Prozess und bei einem anerkennenden Abschluss gewürdigt.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite www.lernen-durch-engagement.de.
Schulisches Lernen findet nicht alleine in der Schule, sondern auch außerhalb der Schule statt. "Lernen durch Engagement" (LdE) ist eine Lehr- und Lernform, die zum Erlernen bildungsplanrelevanter Kompetenzen neue Lernorte sucht.
Außerhalb ihres gewohnten Umfeldes
- engagieren sich Schülerinnen und Schüler ein für andere Menschen im Stadtteil oder in der Gemeinde,
- setzen sie sich für soziale, ökologische, kulturelle oder politische Belange ein,
- sammeln sie Erfahrungen, die im Unterrichtsalltag wieder aufgegriffen werden können.
Dabei gewinnen alle:
Schüler und Schülerinnen
- entdecken neue Lernorte für sich,
- wenden ihr Wissen und ihre Kompetenzen in lebensnahen Situationen an,
- erkennen einen „Sinn“ in ihrem Helfen,
- leisten einen echten Beitrag zum Gemeinwohl, erfahren sich dabei neu und erleben Selbstwirksamkeit,
- erfahren Wertschätzung, Anerkennung und unmittelbares Feedback,
- gewinnen mehr Motivation für Unterricht und Schule.
Schulen
- öffnen sich nach außen und werden im Stadtteil/ Gemeinde sichtbar.
- erschließen ihren Schülern und Schülerinnen neue Erfahrungsräume.
Gesellschaft
- gewinnt eine Generation junger engagierter Menschen.
- gewinnt an Zusammenhalt und Toleranz.
Engagementpartner
- erfahren konkrete Unterstützung durch die Schüler und Schülerinnen,
- wecken für ihre Belange das Interesse bei Schülern und Schülerinnen,
- tragen zur Nachwuchsförderung in Bezug auf Engagement bei,
- eröffnen Schülerinnen und Schülern Berufsfelder.
Außerschulische Lernorte gehören zum Qualitätsstandard „Engagement außerhalb der Schule“. „Lernen durch Engagement“ setzt sich aus insgesamt sechs Qualitätsstandards zusammen.
Die Erziehung zu mündigen Bürgern ist eine zentrale Aufgabe unseres Schulwesens. Die Lehr- und Lernmethode „Lernen durch Engagement“ (LdE) leistet für diese Aufgabe einen wichtigen Beitrag. Schülerinnen und Schüler engagieren sich in verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft für das Gemeinwohl. Sie werden in ihrer Persönlichkeit gestärkt, übernehmen Verantwortung, treffen Entscheidungen und setzen ihre Ideen gemeinsam um.
Schule hat sowohl die Aufgabe, Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit zu unterstützen als auch mit ihnen das Leben in Gemeinschaft einzuüben. Schülerinnen und Schüler erfahren sich durch die Methode „Lernen durch Engagement“ (LdE) als Hauptakteure ihres Lernens und Handelns und erleben so direkt ihre Wirksamkeit. Sie können ihre jeweils persönlichen Talente und Interessen einbringen - auch im Sinne von Inklusion - und erfahren dafür Wertschätzung. Sie erleben auf verschiedenen Ebenen Gemeinschaft mit anderen Menschen und erbringen eine erkennbare Leistung für unsere Gesellschaft.
Mit der Methode „Lernen durch Engagement“ (LdE) kann man viele Elemente und Ziele der Bildungspläne von 2016 realisieren. Das gilt für alle Fächer und alle Schularten. LdE ist dann Teil des regulären Fachunterrichts gemäß Bildungsplan und kann auch fächerübergreifend organisiert werden.
Fächer – Inhaltsbezogene Kompetenzen (IBK)
Die IBK des Fachs Chemie am Gymnasium und der Sekundarstufe I „3.2.1.1 Stoffe und ihre Eigenschaften“ kann z. B. zunächst im Klassenverband erarbeitet werden, um dann naturwissenschaftliche Experimente in einer benachbarten Kindertagestätte mit den Kindern durchzuführen. Die IBK „3.2.1.1 Mittelalterliche Lebenswelten beschreiben“ kann in einem ersten Schritt mit regionalem Bezug („Unser Marktplatz“) erarbeitet und in der Folge in Form einer Führung oder eines Flyers für das örtliche Tourismusbüro umgesetzt werden.
Fächer – Prozessbezogene Kompetenzen (PBK)
Mit den beiden Unterrichtsbeispielen können die PBK „2.2. Kommunikation. Als Team ihre Arbeit planen, strukturieren, reflektieren und präsentieren“ (Chemie) und „2.2 Methodenkompetenz 4. Informationen aus außerschulischen Lernorten auswerten“ (Geschichte) erfüllt werden.
Leitperspektiven
Im oben genannten Chemieprojekt werden zum Beispiel im Blick auf die Leitperspektive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ die Ziele „Teilhabe, Mitwirkung und Mitbestimmung“ realisiert, indem die Schülerinnen und Schüler die Experimente für die Kindertagesstätte selbständig auswählen und organisieren. Im oben genannten Geschichtsprojekt im Blick auf die Leitperspektive „Verbraucherbildung“ reflektieren die Lernenden die Themenbereich „Bedürfnisse und Wünsche“ und „Alltagskonsum“.
Viele Lehrkräfte wünschen sich aktive und motivierte Schülerinnen und Schüler und suchen nach entsprechenden Methoden. Bei Projekten nach der Methode „Lernen durch Engagement“ (LdE) sind die Schülerinnen und Schüler von Anfang an aktiv. Es beginnt mit der selbstständigen Erhebung von realem Bedarf im Gemeinwohl (sozial, ökologisch, kulturell und politisch); das bedeutet, dass echte Unterstützung benötigt wird. Durch diese echte Aufgabe entsteht eine motivierende Lernsituation für die Jugendlichen.
Bei der Planung überlegen sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig Handlungsschritte und fragen sich, wie die Hilfe konkret aussehen könnte. Dabei werden sie von der Lehrkraft begleitet und unterstützt. Bei der Durchführung des Projektes handeln die Schülerinnen und Schüler eigeninitiativ und selbsttätig. Sie erleben während der Umsetzung des Projektes, dass sie gebraucht werden und erfahren sich so als selbstwirksam. Diese Erfahrung der Selbstwirksamkeit führt zu einer motivierenden Lernsituation, in welcher die Lernenden für sich und andere Verantwortung übernehmen. Das Ziel bei gelingenden LdE-Projekten ist, dass aus aktiven Schülerinnen und Schülern später aktive Bürgerinnen und Bürger werden.
Projekte sind inzwischen ein selbstverständlicher Teil schulischen Lernens. Für den Reformpädagogen John Dewey zeichnet sich ein Projekt durch folgende Merkmale aus:
- Handlungsorientierung,
- Selbstorganisation,
- kooperatives, soziales Lernen,
- Situationsbezogenheit mit Bezug zum wirklichen Leben,
- Interessenbezogenheit,
- zielgerichtete Planung,
- fächerübergreifend,
- gesellschaftliche Relevanz,
- Ganzheitlichkeit,
- demokratische Unterrichtsgestaltung,
- Einbeziehung außerschulischer Lernorte.
Projekte nach der Methode „Lernen durch Engagement“ (LdE) weisen zahlreiche der geforderten Merkmale auf. Das spiegelt sich in den LdE-Qualitätsstandards der Freudenberg Stiftung wider:
- Realer Bedarf
- Curriculare Anbindung
- Reflexion
- Engagement außerhalb der Schule
- Schülerpartizipation
- Anerkennung und Abschluss
Die Lernform LdE ermöglicht durch die Qualitätsstandards die Umsetzung der Projektmerkmale in besonderem Maße. Ein Qualitätsstandard ist beispielsweise der „reale Bedarf“. Dies bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler in ihrer Gemeinde ermitteln, wo und welche Unterstützung benötigt wird. Dies korrespondiert mit dem Projektmerkmal „Situationsbezogenheit mit Bezug zum wirklichen Leben“ nach Dewey.
Projektbeispiele aus dem LdE-Landesnetzwerk Baden-Württemberg finden Sie hier.