Das Kultusministerium und das Innenministerium Baden-Württemberg wollen den Katastrophenschutz an Schulen weiter stärken. Über die frühzeitige Sensibilisierung der Kinder für mögliche Gefahren sollen Kinder und Jugendliche lernen, in einer entsprechenden Lage instinktiv das Richtige zu tun. Kultusministerin Theresa Schopper sagt: „Schulen können einen wichtigen Beitrag leisten, sich auf schwierige Situationen vorzubereiten.“
„Eine ganz zentrale Aufgabe für uns ist es, die Bevölkerung dabei zu unterstützen, sich im Katastrophenfall auch selbst zu schützen – Hilfe zur Selbsthilfe ist heute wieder wichtiger denn je. Klar ist: Die Auswirkungen von Kriegshandlungen, Cyberattacken und Klimawandel rücken bei Kindern und Jugendlichen immer stärker ins Bewusstsein. Es ist deshalb wichtig, sie im Umgang mit Krisen zu sensibilisieren und noch weiter zu stärken. Handlungssicherheit, gerade auch in unsicheren Situationen zu schaffen, das ist unser Ziel. Über die frühzeitige Sensibilisierung der Kinder für mögliche Gefahren sollen Kinder und Jugendliche also lernen, in einer entsprechenden Lage instinktiv das Richtige tun. Und deshalb unternehmen wir hier jetzt besondere Anstrengungen“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl am heutigen Mittwoch (23. November 2022).
„Die aktuelle Situation zeigt uns, dass es wichtig ist, dass wir uns auch auf schwierige Situationen vorbereiten, damit wir uns dann richtig verhalten. Um das zu lernen, leisten Schulen einen wichtigen Beitrag“, sagte Kultusministerin Theresa Schopper. Sie ergänzte: „Wir haben an den Schulen bereits etablierte Strukturen und Prozesse wie die schulischen Krisenteams zum Umgang mit Krisensituationen und arbeiten eng mit den Blaulichtkräften zusammen. Das Verhalten in Krisensituationen soll künftig aber vermehrt eingeübt werden, um besser gerüstet zu sein und Sicherheit im Handeln zu haben für den Fall, der hoffentlich nicht eintritt.“
Innenminister Thomas Strobl und Kultusministerin Theresa Schopper hatten zuvor im Ministerrat über die Umsetzung des im Januar 2022 beschlossenen Eckpunktepapiers „Katastrophenschutz an Schulen“ berichtet. Das Innenministerium lässt sich dabei von erfahrenen Expertinnen und Experten aus den Reihen der im Bevölkerungsschutz mitwirkenden Hilfsorganisationen, der Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks beraten.
Als Teil des Projekts „Katastrophenschutz an Schulen“ wird in diesem Schuljahr an die Schülerinnen und Schüler ein Informationsflyer ausgegeben, der praktische Hinweise enthält und auch zum gemeinsamen Gespräch in den Familien einlädt. Darauf aufbauend, wird das Land sukzessive weitere Angebote für die Zielgruppe erstellen und so für mehr Handlungssicherheit im Umgang mit Krisensituationen sorgen.
Ab dem Schuljahr 2023/2024 soll jährlich und landesweit ein Aktionstag stattfinden. Die Schülerinnen und Schüler sollen damit Einblicke in die Praxis von Einsatzkräften der Feuerwehren und des Bevölkerungsschutzes erhalten. Dieser Praxiseinblick soll von den Einsatzkräften zusammen mit den Lehrkräften ausgestaltet werden. Eine zentrale und öffentlichkeitswirksame Auftaktveranstaltung an einer ausgewählten Schule – in Anlehnung an den jährlichen Aktionstag – soll im Juli 2023 stattfinden.
Für die Lehrkräfte sollen ab dem Schuljahr 2023/2024 ausgearbeitete Unterrichtsthemen zum Verhalten im Katastrophenfall in Form von Handreichungen digital bereitstehen. Dabei soll das Thema Katastrophenschutz altersgerecht in den Unterricht integriert werden. Die Handreichungen reichen von der Grundschule bis zur Kursstufe und beziehen sich auf alle Schularten. Auf der Internetseite des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und dem Landesbildungsserver werden die Materialien und Informationen bereitgestellt. Diese sollen durch kurze Filmclips, angelehnt an die Unterrichtsinhalte, ergänzt werden. Die Filmakademie in Ludwigsburg wird vom Innenministerium mit der Erstellung der Filmclips beauftragt.
„Immer wieder zeigt sich: Im Katastrophenschutz ist es enorm wichtig, sich in jede Richtung breit aufzustellen. Das zeigen uns die aktuellen Herausforderungen sehr deutlich. Wir haben hier den gesamten Prozess im Blick: Ob Krisenvorsorge, akute Krise oder Krisennachsorge, unser Ziel ist es, nachhaltig für noch mehr Sicherheit zu sorgen. Dafür haben wir bereits in den letzten Tagen unser neues, digitales Lagebild vorgestellt. Dadurch können wir gerade auch in der Krise künftig Informationen aller Landesbehörden besser vernetzen und mögliche Einsatzlagen so noch schneller bewältigen. Klar ist dabei auch, dass der Umgang mit Krisensituationen von unseren Einsatzkräften und eben auch von jedem Einzelnen eingeübt werden muss. Übung schafft Sicherheit, Übung schafft Bewusstsein und schafft Handlungssicherheit. Das gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für die Jüngsten in unserer Gesellschaft. In der Krisenvorsorge spielt die frühe Einbindung von Kindern und Jugendlichen eine wichtige Rolle“, so Minister Thomas Strobl.
Was wird bisher an Schulen gemacht?
- Auf Grundlage einer gemeinsamen Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums, des Innenministeriums und des Umweltministeriums werden die Schulleitung, die Lehrkräfte, die sonstigen Bediensteten der Schule und die Schülerinnen und Schüler vorbereitet, um Gewaltvorfälle wie Amok(drohungen), Bombendrohungen, Geiselnahmen usw. und Schadensereignisse wie Brände, Unglücksfälle oder Katastrophen richtig einzuschätzen und diese unter Einbeziehung der dafür fachlich zuständigen Stellen zu bewältigen. Diese Verwaltungsvorschrift wird derzeit aktualisiert.
- Seit vielen Jahren besteht an vielen Stellen eine fruchtbare und gut eingespielte Kooperation zwischen Jugendarbeit und Schule. Ausgehend von ihren ureigenen Zielsetzungen haben die Jugendverbände der helfenden Organisationen und der Gemeindefeuerwehren teilweise schon seit Jahren in der Schule mitgearbeitet. Als Träger der Jugendbildung verfügen die "Blaulicht"-Verbände über Fähigkeiten, Kenntnisse und Methodenwissen, die sie in vielfacher Weise in eine Partnerschaft mit Schulen einbringen können und wollen. Das breite Angebot zeigt die Vielfalt möglicher Anknüpfungspunkte für Kooperationen. Handlungsorientierte Zugänge fördern ein lebendiges Interesse der Jugendlichen. Ein Beispiel ist der Besuch von Feuerwehren im Rahmen des Unterrichts zur Brandschutzerziehung. Darauf werden wir jetzt intensiv aufbauen.
- Jedes Jahr gehen einige Jugendverbände der Hilfsorganisationen am „Helfertag“ (zuletzt am 28. Oktober 2022) vor Ort auf die Grundschulen zu und sprechen mit der Schulleitung die genaue Aktion ab. Zielgruppe sind die Klassen 3 und 4. Themen sind derzeit zum Beispiel aus dem Bereich der Brandschutzerziehung: Umgang mit Zündmitteln, Rauchmelder, Feueralarm in der Schule, Feuerwehr, Rettungskette… [-> Dieser Kanon soll künftig erweitert werden.]
- Beispiele für gelungene Kooperationen:
- Alle öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg müssen gemäß der obigen Verwaltungsvorschrift ein schulinternes Krisenteam einrichten. Die Schulleitung leitet dieses Krisenteam. Weitere Funktionen mit Verantwortung für Erste Hilfe (z.B. Ersthelfer/in), für Sicherheit, für Fürsorge und Beratung sowie für Kontakt zu Erziehungsberechtigten sollen besetzt werden.