Schule

Das neue Schuljahr 2024/25 in Baden-Württemberg

Schülerinnen und Schüler laufen durch den Flur eines Schulgebäudes

Das neue Schuljahr 2024/25 bringt eine Reihe von Neuerungen für Schülerinnen und Schüler aber auch für Lehrkräfte:

  • Startchancen BW: Bund-Länder-Programm startet
  • Erweiterte Grundschulempfehlung kommt 
  • Unterrichtsversorgung: Mehr Einstellungen – aber auch deutlich mehr Schülerinnen und Schüler

1. Startchancen BW kommt an die Schulen

Erstmals überhaupt haben sich Bund und Länder auf eine Priorisierung der Mittelvergabe und damit auf ein messbares Ziel in der Bildung geeinigt. In Baden-Württemberg stellt ein neu eingeführter Sozialindex sicher, dass dort, wo es am nötigsten ist, künftig auch mehr ankommt.

Es geht dabei aber um mehr als nur um die Vergabe zusätzlicher Mittel. In diesem Schuljahr, dem ersten in der 10-jährigen Laufzeit des Programms, werden zunächst wichtige Erfahrungen dazu gesammelt, wie an den Schulen, an denen sich Risikolagen und besondere Schwierigkeiten besonders stark verdichten, Herkunft von Bildungserfolg entkoppelt werden kann. Es geht darum, Basiskompetenzen zu stärken, um die nötigen Grundlagen für die weitere Schulkarriere zu legen und so letztlich einen sozialen Aufstieg durch Bildungserfolg zu ermöglichen.

„Wir sehen in Startchancen BW an vielen Stellen eine Bestätigung unseres bereits eingeschlagenen Weges und können nun einen weiteren effektiven Baustein für mehr Bildungsgerechtigkeit nutzen.“
Kultusministerin Theresa Schopper

Startchancen BW soll gleichzeitig die Möglichkeit bieten, neue Unterrichtskonzepte zu entwickeln, die Lehrkräftefortbildung zu erweitern und schulübergreifenden Erfahrungs- und Wissensaustausch zu verstärken. „Die teilnehmenden Schulen sollen nicht als Einzelkämpfer in ihrem Viertel unterwegs sein, sondern sich untereinander vernetzen, austauschen, voneinander lernen“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper. „Auf diese Weise werden wir schneller verstehen, was funktioniert und gemeinsam davon profitieren.“ Bereits am 07. Oktober wird es eine Auftaktveranstaltung geben, bei der erste Netzwerke geknüpft werden können.

Das Programm startet in diesem Jahr mit 227 Schulen, darunter sind 167 Schulen aus dem Primarbereich. Die weiteren 313 Schulen werden in Tranche zwei, ab dem Schuljahr 2025/2026, integriert. Für die Verbesserung der schulischen Leistungen benachteiligter Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg werden im nächsten Jahrzehnt mit Startchancen BW rund 2,6 Milliarden Euro investiert.

Schulen und Schulträger erhalten bereits schon in diesem Jahr die Budgets für ihre Arbeit. Grundlage bilden die Schülerzahlen der Schulstatistik.

2. Grundschulempfehlung mit landesweit einheitlicher Kompetenzmessung

Vorbehaltlich der Annahme der neuen gesetzlichen Regelungen durch den baden-württembergischen Landtag wird die Grundschulempfehlung neu ausgerichtet. Das Aufnahmeverfahren stützt sich dabei auf wissenschaftliche Kriterien und bietet eine bessere Orientierung mittels eines landesweit einheitlichen Verfahrens. Kultusministerin Theresa Schopper: „Wir bieten damit gerade auch den Lehrkräften den Vorteil einer objektivierten Entscheidungsgrundlage.“

Mit der Rückkehr zu G9 bekommt die Grundschulempfehlung für die Gymnasien eine neue Verbindlichkeit.

Für die Entscheidung der Erziehungsberechtigten über den Bildungsweg nach der Grundschule gelten folgende Elemente:

  • eine pädagogische Gesamtwürdigung durch die Klassenkonferenz auf Grundlage der in Klasse 4 erreichten Noten sowie der Bewertung der überfachlichen Kompetenzen und
  • eine Kompetenzmessung (Weiterentwicklung Kompass 4), die vom Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg bereitgestellt wird und
  • der Elternwille.

Voraussetzung für die Aufnahme einer Schülerin oder eines Schülers in das allgemein bildende Gymnasium ist:

  • die Empfehlung für das allgemein bildende Gymnasium als Ergebnis der pädagogischen Gesamtwürdigung auf Grundlage der in Klasse 4 erreichten Noten (Durchschnitt Deutsch und Mathe 2,5; kein Fach schlechter als 3,0)
  • die Teilnahme an einer Kompetenzmessung (Weiterentwicklung Kompass 4) zur Überprüfung der fachlichen und überfachlichen Kompetenz
  • sowie die Entscheidung der Eltern für diese Schulart („zwei-aus-drei-Regel“).

Sind diese Voraussetzungen für den Zugang zum Gymnasium nicht erfüllt, kann die Aufnahme in das allgemein bildende Gymnasium aufgrund des Ergebnisses eines Potenzialtests erfolgen, der an einem Gymnasium durchgeführt wird.

3. Unterrichtsversorgung: Einstellungen bleiben auf hohem Niveau

Das neue Schuljahr wird für Schulen und Kultusverwaltung herausfordernd. Erneut wird an den Grundschulen ein hoher Aufwuchs – voraussichtlich rund 15.000 zusätzliche Schülerinnen und Schüler – über die ohnehin schon hohen Zahlen des Vorjahres hinaus zu bewältigen sein. Grund dafür sind nach wie vor geburtenstarke Jahrgänge und eine weiterhin hohe Zuwanderung. Mehr als 500 zusätzliche Klassen sind dafür neu zu bilden. „Es ist unter diesen Umständen eine echte Herkulesaufgabe, die Unterrichtsversorgung überall zu sichern“, sagt die Kultusministerin.

Positiv zu vermerken ist, dass die Zahl der Einstellungen auf konstant hohem Niveau erfolgt und den entstehenden Engpässen entgegenwirkt. Das liegt nicht zuletzt am starken Ausbau der Lehramts-Studienplätze, vor allem in der Grundschule.

So zum Beispiel in der Grundschule: Einstellungen und Lehrkräftebedarf bleiben stabil auf hohem Niveau. Im Vorjahr wurde erstmals seit einiger Zeit die Marke von 1.000 Einstellungen geknackt. Auch in diesem Jahr werden dank der Erhöhung der Studienkapazitäten wieder über 1.000 junge Grundschullehrkräfte eingestellt. Die Zahl der Lehramtsabsolventen sollte in den kommenden Jahren noch weiter steigen.

Bis heute wurden bereits mehr als 4.400 Stellen an den öffentlichen Schulen besetzt. Die Lehrereinstellung läuft weiter bis Ende September und startet im November bereits wieder in der neuen Runde für das Schuljahr 2025 / 2026. Aufgrund der demografischen Bedarfe, die aktuell vor allem in der Grundschule ansteigen, wird der Einstellungsgewinn aber verringert, da gleichzeitig mehr Klassen zu beschulen sind.

„Mit noch 250 offenen Stellen stehen wir in der Stellenbesetzung deutlich besser da als im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt. Wir arbeiten daran und sind guter Dinge, auch diese Lücken noch zu schließen. Für die Zukunft wird es für den demografischen Aufwuchs einen Bedarf an neuen Stellen geben.“
Kultusministerin Theresa Schopper

Lehrereinstellung 2024 und 2023 im Vergleich

 

 

 

Stellen 2023

 

Bereits besetzte Stellen (30. August 2023)

 

Stellen 2024

 

Bereits besetzte Stellen (27. August 2024)

 

Offene Stellen

Grundschulen
WL

 

1.280

1.160

1.125

 

1.110

15

Haupt- u. Werkrealschulen, Realschulen,
Gemeinschaftsschulen (Sek. I), WL

 

1.050

915

1.000

950

50

Sonderpädagogik
WL

475

425

390

375

15

Fachlehrer für musisch-technische Fächer

325

160

380

260

120

Fachlehrer/Technische Lehrer an SBBZ

285

285

245

245

0

Gymnasien 1)

 

850

845

570

570

0

Berufliche Schulen

 

1.055

965

945

895

50

Insgesamt 2)

 

 

5.320

4.755

4.655

4.405

250

1) Inkl. Einstellungen an Gemeinschaftsschulen
2) Die Zahl der zu besetzenden Stellen ist im Vergleich zum Vorjahr niedriger, auf Grund

  • aktuell rückläufiger Pensionierungszahlen
  • einer höheren Zahl an Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus Elternzeit
  • der unterstützenden Wirkung des Aufrufs an Bestandslehrkräfte zur Erhöhung der Teilzeitquote und der Einführung eines Mindestdeputats von 75% bei sachgrundloser Teilzeit

Die Zahl der zu besetzenden Stellen ist im Gegensatz zur Vorab-Stellenzuweisung im Mai bereits um die durch Entfristung und durch nachträgliche Teilzeiterhöhungen gewonnene Zahl an Stellen bereinigt. Insgesamt waren rund 4.900 Stellen zur Besetzung angestanden.

Bereitschaft für Umzug oder zu weiteren Wegen sehr gering ausgeprägt

Nach wie vor bereitet die geringe Bereitschaft zur Mobilität Schwierigkeiten in der Fläche. Fast unverändert zeigen sich deshalb die bisherigen regionalen Unterschiede in diesem Jahr: Während in beliebten, eher städtischen Regionen auf einzelne Stellen teilweise hunderte Bewerbungen vorlagen (rot, bzw. gelb markiert), bleiben Stellen in eher ländlichen Regionen teilweise ohne Bewerbung (grün, blau). Dies veranschaulicht auch die folgende Grafik:

Karte von Baden-Württemberg, auf der die Verteilung der Anzahl an Bewerbungen für das Lehramt Grundschule farblich hervorgehoben ist

Die Bereitschaft, eine etwas weiter entfernte Schule in Erwägung zu ziehen und sich dort für eine unbefristete Einstellung zu bewerben, bleibt niedrig.

Positive Entwicklung der Altersstruktur – Zahl der Pensionierungen sinkt

In den vergangenen Jahren seit 2012 konnten knapp 55.000 junge Menschen als Lehrkräfte dauerhaft eingestellt werden. Dadurch hat sich die Altersstruktur harmonisiert, so dass es zwar auch künftig Wellenbewegungen bei den Pensionierungen geben wird, die Ausschläge aber deutlich kleiner sein werden.

Entsprechend sind die Ersatzbedarfe aufgrund von Ruhestand gesunken. Auch die in den vergangenen Jahren durch die Einstellung vieler junger Frauen entstandenen Bedarfe aufgrund von Elternzeit haben sich mittlerweile wieder deutlich reduziert, da immer mehr junge Mütter auch wieder in den Schuldienst zurückkehren.

Das Kuchendiagramm veranschaulicht die Altersstruktur von Lehrkräften im Schuljahr 2011/2012
Das Kuchendiagramm veranschaulicht die Altersstruktur von Lehrkräften im Schuljahr 2023/2024

Der Bedarf an Lehrkräften bleibt gleichwohl weiterhin hoch – insbesondere in den Lehrämtern Grundschule, Sekundarstufe I und Sonderpädagogik. Dies ist insbesondere im Anstieg der Schülerzahlen begründet.

Versorgungsgrad an den Beruflichen Schulen bei nahezu 100 Prozent

Gute Nachrichten gibt es für die Beruflichen Schulen: „Wir haben den Abbau des Unterrichtsdefizits in den vergangenen Jahren mit Beharrlichkeit verfolgt und waren erfolgreich“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper. Der Versorgungsgrad liegt aktuell bei 99,7 Prozent. Verbesserungen gibt es in allen Bereichen: In der dualen Berufsschule, den beruflichen Vollzeitbildungsgängen und selbst in den Mangelfächern. Hier zahlt sich auch die langjährige Erfahrung der beruflichen Schulen im Direkteinstieg aus der freien Wirtschaft aus, der sich trotz der starken Konkurrenzsituation um die Fachkräfte stabil auf hohem Niveau zeigt (zuletzt rund 200-250 zusätzliche Lehrkräfte pro Jahr).

Das Diagramm zeigt, wie sich der Lehrkräfte-Versorgungsgrad an Beruflichen Schulen zwischen den Jahren 2000 und 2023 entwickelt hat

Unterrichtsversorgung der Gymnasien insgesamt gut

Die Unterrichtsversorgung an den Gymnasien ist bis auf die Mangelfächer MINT und Kunst gut. „Die regionalen Präferenzen führen dazu, dass insbesondere im Bereich des gymnasialen Lehramts viele Lehrkräfte in beliebten Regionen noch ohne ein unbefristetes Einstellungsangebot dastehen, während gleichzeitig andernorts noch Stellen offen sind“, erklärt Kultusministerin Theresa Schopper. Ebenso bleibe die Bereitschaft, andere Schularten wie die Gemeinschaftsschule oder die Beruflichen Schulen in Erwägung zu ziehen oder mit der Rückkehroption ins gymnasiale Lehramt an eine Grund- oder Sekundarschule zu gehen, niedrig. Und dies, obwohl Bewerberinnen und Bewerber in den beiden letzteren Fällen nach erfolgreicher einjähriger Laufbahnqualifizierung eine Einstellung im Beamtenverhältnis erhalten, weiterhin verbunden mit der Möglichkeit, sich auf Stellen im gymnasialen Lehramt zu bewerben.

Theresa Schopper: „Deshalb bemühen wir uns an dieser Stelle umso mehr um den Direkteinstieg. Denn diese Stellen können wir direkt dort ausschreiben, wo es junge ausgebildete Lehrkräfte nicht hinzieht und wo es entsprechend weniger Laufbahnbewerberinnen und Bewerber als zu besetzende Stellen gibt.“

Insgesamt verzeichnet das KM gegenüber dem Vorjahreswert von gut 300 Einstellungen im Direkteinstieg noch einmal ein signifikantes Plus. Rund 400 Personen konnten in der aktuellen Lehrereinstellung gewonnen werden. Das sind auch dank der sukzessiven Öffnung des Direkteinstiegs für alle Schularten über die letzten Jahre so viel wie noch nie zuvor.

Das Diagramm zeigt die Entwicklung der dauerhaften Einstellungen (Personen) im Direkteinstieg an Beruflichen Schulen, in der Sonderpädagogik, in der Grundschule, Sekundarstufe 1 und am Gymnasium
Sonderpädagogik umfasst 15 wissenschaftliche sowie 59 Fach- bzw. technische Lehrkräfte. Die 87 Lehrkräfte im Direkteinstieg an weiterführenden Schulen teilen sich auf in 30 im Lehramt Grundschule, 45 im Lehramt Sekundarstufe I sowie 12 im gymnasialen Lehramt.

Übersicht über die Wirkung des Maßnahmenpakets gegen Lehrermangel

 

Stand 30. Augst 2023

Stand 27. August 2024

Gymnasiallehrkräfte an Grundschulen

7 Personen

6 Deputate

7 Personen

6 Deputate

Gymnasiallehrkräfte an Sekundar-I-Schulen

6 Personen

5,5 Deputate

--

--

Einstellung Gymnasien und berufliche Schulen mit vorübergehender Abordnung in die SekundarstufeI

73 Personen

36 Deputate

104 Personen

42 Deputate

Pensionäre in befristeten Verträgen

466 Personen

181 Deputate

467 Personen

153 Deputate

Lehrkräfte mit Hinausschieben des Ruhestands

174 Personen

146 Deputate

179 Personen

149 Deputate

„Ein-Fach-Lehrkräfte“ in befristeten Verträgen

115 Personen

67 Deputate

227 Personen

126 Deputate

Sonstige geeignete Personen Laufbahnzugang in befristeten Verträgen (z. B. in VKL und VABO)

2.147 Personen

1.339 Deputate

2.358 Personen

1.447 Deputate

Entfristung von Arbeitsverträgen

255 Personen

189 Deputate

198 Personen

146 Deputate

Anträge auf Teilzeiterhöhung (wirksam zwischen dem 1.8. und dem 30.9. – ohne Teilzeit nach Beurlaubung/Elternzeit)

2.658 Personen

286 Deputate

2.756 Personen

298 Deputate

Abordnungen und Versetzungen aus dienstlichen Gründen

2.114 Personen

1.162 Deputate

2.250 Personen

1.155 Deputate

Direkteinstieg Grundschule

15 Personen

15 Deputate

30 Personen

30 Deputate

Direkteinstieg Sekundarstufe I

19 Personen

19 Deputate

45 Personen

45 Deputate

Direkteinstieg SBBZ

54 Personen

54 Deputate

74 Personen

74 Deputate

Direkteinstieg Gymnasien

--

--

12 Personen

12 Deputate

Direkteinstieg berufliche Schulen

210 Personen

203 Deputate

236 Personen

227 Deputate