Die Abiturprüfungen im Fach Deutsch an den allgemein bildenden Schulen und beruflichen Gymnasien für das Schuljahr 2021-22 haben stattgefunden. Schülerinnen und Schüler hatten dabei die Wahl zwischen verschiedenen Aufgaben.
Insgesamt rund 47.400 Schülerinnen und Schüler nehmen an der diesjährigen Abiturprüfung teil, davon etwa 31.600 im allgemein bildenden Bereich und rund 15.800 an den beruflichen Gymnasien. Am heutigen Mittwoch (27. April) wurde sowohl an den allgemein bildenden Schulen als auch an den beruflichen Gymnasien das Abitur im Fach Deutsch geschrieben.
In diesem Jahr findet die Abiturprüfung an den allgemein bildenden Gymnasien und den Gemeinschaftsschulen zum zweiten Mal nach der neuen Abiturverordnung (AGVO) statt: Alle Schülerinnen und Schüler legen in ihren drei gewählten Leistungsfächern jeweils eine schriftliche Prüfung ab. Hinzu kommen verpflichtend mündliche Prüfungen in zwei weiteren Fächern.
An den beruflichen Gymnasien gehören neben den sechsstündigen Profilfächern die vierstündigen Kernfächer Mathematik, Deutsch oder eine Fremdsprache sowie ein von den Schülerinnen und Schülern gewähltes viertes Prüfungsfach zu den vier schriftlichen Prüfungen. Hinzu kommt verpflichtend eine mündliche Prüfung in einem weiteren Fach.
In allen schriftlichen Abiturprüfungsfächern wird wie im letzten Jahr den durch die Pandemiesituation entstandenen besonderen Herausforderungen mit einer Verlängerung der Arbeitszeit um 30 Minuten Rechnung getragen, so auch im Fach Deutsch. Den Lehrkräften werden zudem zusätzliche Aufgaben zur Vorauswahl zur Verfügung gestellt, um eine bestmögliche Passung zwischen Unterricht und Prüfung zu erreichen. In den Fächern, in denen wie im Fach Deutsch eine Schülerwahl von Aufgaben vorgesehen ist, bleibt diese Schülerwahl auch 2022 in vollem Umfang erhalten.
Die Lehrkräfte konnten im Rahmen der vorgeschalteten erweiterten Lehrerauswahl im Fach Deutsch daher heute ab 6:00 Uhr aus verschiedenen Aufgaben auswählen. Das Ergebnis der Vorauswahl wurde dann den Schülerinnen und Schülern vorgelegt. Ab 9:00 Uhr wählten die Schülerinnen und Schüler eine der ihnen vorgelegten Aufgaben aus und bearbeiteten diese.
Bis 14:45 Uhr saßen die Schülerinnen und Schüler an ihren Aufgaben. Für die Bearbeitung standen somit in diesem Jahr, einschließlich Einlesezeit und unter Berücksichtigung der 30-minütigen Arbeitszeitverlängerung, 345 Minuten zur Verfügung.
Allgemein bildende Schulen
Aus den folgenden Aufgaben musste von den Schülerinnen und Schülern eine Aufgabe ausgewählt und bearbeitet werden:
Aufgabe 1, Wahlaufgabe 1: Erörterung eines literarischen Textes
Zur „Gretchentragödie“ in Johann Wolfgang Goethes „Faust“ war ein Interpretationsansatz des Literaturwissenschaftlers Michael Jaeger zu erörtern.
Alternativ konnte von den Lehrkräften ausgewählt werden:
Aufgabe 1, Wahlaufgabe 2: Erörterung zweier literarischer Texte
In einer vergleichenden Betrachtung von E. T. A. Hoffmanns (1776-1822) „Der goldne Topf“ und Hermann Hesses (1877-1962) „Der Steppenwolf“ war anhand eines Zitates von Rüdiger Safranski zu erörtern, ob die dort gemachte Aussage auf die beiden Figuren Anselmus und Harry Haller zutrifft:
„Das Leben verarmt, wenn man sich nichts mehr vorzustellen wagt über das hinaus, was man auch leben zu können glaubt. Und das Leben wird verwüstet, wenn man um jeden Preis, auch den der Zerstörung und Selbstzerstörung, etwas leben will, bloß weil man es sich vorgestellt hat.“
Aus: Rüdiger Safranski: Romantik. Eine deutsche Affäre. München 2007. S. 393.
Aufgabe 2, Wahlaufgabe 1: Interpretation eines Kurzprosatextes
Interpretation des Kurzprosatextes „Ihr Gesicht“ (2004) von Brigitte Kronauer (1940-2019)
Alternativ konnte von den Lehrkräften ausgewählt werden:
Aufgabe 2, Wahlaufgabe 2: Interpretation eines Gedichts
Interpretation des Gedichts „Die Welt ist weit“ von Ingeborg Bachmann (1926-1973) aus dem Jahr 1952
Aufgabe 3, Wahlaufgabe 1: Materialgestütztes Verfassen eines argumentierenden Textes (Kommentar)
Zum Thema „Sprache und Höflichkeit“ war von den Schülerinnen und Schülern auf der Grundlage der vorgelegten Materialien ein Kommentar für die Reihe „Höflichkeit im Wandel – Der Verlust des guten Tons?“ in einer überregionalen Tageszeitung zu verfassen.
Alternativ konnte von den Lehrkräften ausgewählt werden:
Aufgabe 3, Wahlaufgabe 2: Analyse und Erörterung eines pragmatischen Textes (Schwerpunkt Erörterung)
Anhand eines Textes von Roberto Simanowski (*1963) aus dem Jahr 2017 sollten die Folgen audiovisueller Kommunikation für Sprache und menschliches Selbstverständnis erörtert werden. Vorgelegt wurde dazu ein Textauszug aus: Roberto Simanowski: Abfall. Das alternative ABC der neuen Medien. Berlin: Matthes und Seitz 2017, S. 158-163.
Berufliche Gymnasien
Aus den folgenden Aufgaben musste von den Schülerinnen und Schülern eine Aufgabe ausgewählt und bearbeitet werden:
Aufgabe 1: Interpretation zu literarischen Werken im Kontext
Interpretation einer Textstelle aus Hermann Hesses „Der Steppenwolf“. Daran schließt sich eine vergleichende Betrachtung von Hesses Roman mit E.T.A. Hoffmanns Märchen „Der goldne Topf“ an. Dabei soll erörtert werden, inwieweit und aus welchen Gründen sich Harry Haller und Anselmus aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen. Grundlage dieser Aufgabe ist ein Zitat der Schriftstellerin Anaïs Nin.
Aufgabe 2: Interpretation eines Gedichts
Interpretation des Gedichts „Die Welt ist weit“ von Ingeborg Bachmann (1926-1973) aus dem Jahr 1952
Aufgabe 3: Interpretation eines Kurzprosatextes
Interpretation des Kurzprosatextes „Sternenpflücker“ (2012) von Christoph Ransmayr (*1954)
Aufgabe 4: Essay (zu einem vorgegebenen Dossier)
Erstellung eines Essays auf der Grundlage eines vorgelegten Dossiers mit verschiedenen Texten zu dem Thema „Privilegien“
Aufgabe 5: Analyse und Erörterung eines pragmatischen Textes
Hier hatten die Lehrkräfte die Auswahl zwischen zwei Aufgaben, einer wurde den Schülerinnen und Schülern vorgelegt.
Der erste Text „Was die ‚Duschspitze‘ über die Zukunft der Arbeit verrät“ stammt von Sascha Lobo (veröffentlicht in: Der Spiegel, 23.12.2020). Die Schülerinnen und Schüler fassen die Aussagen des Textes zusammen, setzen sich kritisch mit den Argumenten des Autors auseinander und erörtern Folgen einer sich verändernden Arbeitswelt für das 21. Jahrhundert.
Der zweite Text „Alles gut? Alles gut!“ stammt von Max Scharnigg (veröffentlicht in: SZ, 6.12.2020). Die Schülerinnen und Schüler fassen die Aussagen des Textes zusammen, setzen sich mit der Argumentationsstrategie des Verfassers auseinander und nehmen kritisch Stellung zur Position des Autors.